Studie: ADHS könnte Dich kreativer machen
Eine beobachtende Korrelationsstudie von Dr. Han Fang (Radboud University Medical Centre, Niederlande) hat einen Zusammenhang zwischen Gedankenwandern und Kreativität bei Personen mit ADHS festgestellt. Personen mit ADHS zeigen laut den Ergebnissen eine erhöhte kreative Leistung, insbesondere in Zusammenhang mit absichtlichem („deliberate“) gedanklichem Abschweifen.
Während das unwillkürliche („spontaneous“) Abschweifen häufiger zu Konzentrationsverlust und funktionellen Beeinträchtigungen führt, begünstigt das absichtliche Abschweifen kreative Denkprozesse. Die Forschenden untersuchten zwei unabhängige Stichproben mit insgesamt 750 Erwachsenen. Dabei zeigte sich in beiden Datensätzen:
- Mehr ADHS-Merkmale (Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Hyperaktivität) gehen mit mehr Tendenzen zum Gedankenwandern einher.
- Absichtliches Gedankenwandern führt offenbar dazu, dass ADHS-Symptome mit kreativen Leistungen einhergehen.
- Unbeabsichtigtes Gedankenwandern führt offenbar dazu, dass ADHS-Symptome mit funktionellen Einschränkungen (z. B. Konzentrationsstörungen) einhergehen.
Die Studie liefert immerhin Belege dafür, dass ADHS nicht nur mit Beeinträchtigungen, sondern auch mit kreativen Potenzialen verbunden ist. Allerdings weist sie zugleich mehrere wissenschaftliche Schwächen auf, die die Aussagekraft und Generalisierbarkeit ihrer Ergebnisse begrenzen:
Sie wurde keinem Peer-Review-Verfahren unterzogen, sondern als Konferenzpräsentation publiziert. Alle zentralen Variablen – ADHS-Traits, Mind-Wandering-Tendenz und kreative Leistung – wurden über Selbstbericht-Instrumente erhoben, die in der Kritik stehen, subjektives Erleben nur indirekt und potenziell verzerrt zu erfassen. Der verwendete Kreativitäts-Fragebogen bspw. (CAQ) misst kreative Leistungen eher retrospektiv, nicht aber unter kontrollierten Bedingungen. Damit ist unklar, ob die Ergebnisse objektive Kreativität widerspiegeln oder doch eher die Selbstwahrnehmung davon. Zu berücksichtigen ist auch, dass Beobachtungsstudien keine kausalen Schlüsse zulassen, sondern allenfalls einen Zusammenhang (Korrelation) aufdecken können.
Quellen
H. Fang, A. De Roubaix, O. Grimm, G.C. Ziegler, S. Kittel-Schneider, J.M. Réthelyi, T. Kilencz, L. Balogh, C.U. Greven, M. Hoogman (2025): Mind wandering as a mediator in the link between ADHD and creativity: evidence from two
independent samples. https://www.ecnp.eu/media/fpyjiq2y/adhd-and-creativity.pdf (abgerufen am 24.10.2025).
