Rejection Sensitive Dysphoria
Definition
Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) bezeichnet eine ausgeprägte emotionale Überempfindlichkeit gegenüber tatsächlicher oder vermeintlicher Zurückweisung, Kritik oder dem Gefühl, andere enttäuscht zu haben.
Der Begriff „Dysphorie“ stammt aus dem Altgriechischen und beschreibt einen Zustand starken seelischen Unbehagens oder Schmerzes. RSD ist keine eigenständige medizinische Diagnose, wird jedoch häufig im Zusammenhang mit neurodivergenten Bedingungen wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) und ASS (Autismus-Spektrum-Störung) diskutiert.
Symptome und Erscheinungsbild
Typisch für RSD sind intensive, oft überwältigende emotionale Reaktionen, die durch (vermeintliche) Ablehnung, Kritik oder Misserfolg ausgelöst werden. Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- Plötzliche, starke Gefühle von Traurigkeit, Wut oder Angst nach Kritik oder Zurückweisung
- Chronisch niedriges Selbstwertgefühl und starke Selbstzweifel
- Überkompensation (z. B. Perfektionismus) oder ausgeprägtes People-Pleasing
- Vermeidung von Situationen, die potenziell zu Ablehnung führen könnten (z. B. neue Aufgaben, soziale Interaktionen)
- Schwierigkeiten, emotionale Reaktionen zu regulieren, bis hin zu anhaltender Niedergeschlagenheit oder sozialem Rückzug
- Überinterpretation neutraler oder ambivalenter Rückmeldungen als Ablehnung
Abgrenzung zu allgemeiner Zurückweisungsempfindlichkeit
Während viele Menschen auf Ablehnung sensibel reagieren, ist bei RSD die Intensität der emotionalen Reaktion deutlich gesteigert und kann zu erheblichem Leidensdruck führen. Im Unterschied zur „Zurückweisungsempfindlichkeit“ ist bei der Dysphorie die emotionale Reaktion oft nicht mehr der Situation angemessen und kann Tage oder länger anhalten
Zusammenhang mit Neurodiversität
RSD tritt besonders häufig bei Menschen mit ADHS auf. Es wird angenommen, dass neurobiologische Besonderheiten, wie Unterschiede in der Emotionsregulation und Impulskontrolle, die Entstehung und Ausprägung von RSD begünstigen. Auch bei anderen neurodivergenten Profilen wie PDA (Pathological Demand Avoidance) kann RSD eine Rolle spielen und die Bewältigung sozialer Anforderungen zusätzlich erschweren.
Alltagsrelevanz und Umgang
RSD kann viele Lebensbereiche beeinflussen, darunter Beziehungen, Schule, Studium und Beruf. Die Betroffenen erleben oft eine hohe emotionale Belastung und ziehen sich aus Angst vor Ablehnung zurück. Eine gezielte Unterstützung – etwa durch psychoedukative Maßnahmen, therapeutische Begleitung oder ein verständnisvolles Umfeld – kann helfen, den Umgang mit RSD zu erleichtern und die Lebensqualität zu verbessern.