Unter Hochsensibilität versteht man ein psychophysiologisches Konstrukt, das mit einer besonders hohen sensorischen Verarbeitungssensitivität (auf englisch: Sensory Processing Sensitivity) einhergeht. Diese besondere Verarbeitung von Sinnesreizen resultiert in einer höheren Empfindsamkeit.
Betroffene können einerseits Sinnesreize schlechter filtern; sie nehmen deutlich mehr Außenreize auf als nicht-hochsensible Personen. Gleichzeitig erleben und verarbeiten Hochsensible eingehende Sinnesreize besonders intensiv. Zur verstärkten Reizwahrnehmung kommt also noch ein verstärktes Reizerleben.
Hochsensible Personen (HSPs) erleben daher häufig Reizüberflutung und Stress. Geräusche, Gerüche, visuelle Eindrücke oder soziale Interaktionen, die für andere leicht zu bewältigen sind, können bei HSPs starke emotionale und physische Reaktionen hervorrufen. Hochsensible reagieren intensiv auf emotionale Stimmungen und Spannungen in ihrer Umgebung, was zu einem emotionalen Overflow führen kann. Nach Phasen intensiver Reizaufnahme benötigen HSPs daher Rückzugsmöglichkeiten und Zeiten alleine, um sich von der Überstimulation zu erholen. Dieser Rückzug ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wichtiger Mechanismus zur Erhaltung ihrer psychischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Die Grundlagenforschung zur Hochsensibilität als psychophysiologisches Konstrukt und Persönlichkeitsdisposition wurde von der US-amerikanischen Psychologin Elaine N. Aron initiiert. Es gibt jedoch verschiedene Erklärungsansätze für individuelle Unterschiede in der Reizwahrnehmungs-/Reizverarbeitungs-Sensitivität. Alle stimmen jedoch darin überein, dass sich HSPs in ihrer Reaktion auf negative und positive Umweltreize unterscheiden (ggü. nicht-hochsensiblen Personen, aber auch untereinander).
Hochsensibilität wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Während viele Fachleute anerkennen, dass es Menschen gibt, die intensiver auf ihre Umwelt reagieren und anfälliger für Reizüberflutung sind, herrscht Uneinigkeit darüber, ob der Begriff „Hochsensibilität“ der treffendste Rahmen für dieses Phänomen ist. Einige Experten argumentieren, dass diese erhöhte Empfindsamkeit besser als eine Ausprägung von Neurotizismus verstanden werden könnte – einem etablierten Persönlichkeitsmerkmal, das emotionale Reaktionsstärke und Verletzlichkeit beschreibt.