Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

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ADHS (die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) zählt zu den häufigsten neurologischen Entwicklungsstörungen. Sie tritt meist im Kindesalter auf, kann jedoch zunächst unentdeckt bleiben und im Erwachsenenalter fortbestehen bzw. erstmals erkannt werden​.

Die Kernsymptome von ADHS (ohne Hyperaktivität früher auch: ADS) umfassen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Diese äußern sich in verschiedenen Lebensbereichen, wie Schule, Arbeit und Sozialleben. ADS zeigt sich oft durch starke Zerstreutheit und Probleme mit der Konzentration, während bei ADHS zusätzlich eine ausgeprägte körperliche Unruhe und Impulsivität vorherrschen​. Die mit der Hyperaktivität verbundene Unruhe kann sich bei Erwachsenen häufig weniger durch körperliche Rastlosigkeit, sondern vielmehr durch ein inneres Getriebensein, anhaltende Nervosität oder die Tendenz, sich ständig mit Aufgaben und Projekten zu überladen, zeigen.

Die Diagnose erfolgt durch spezialisierte Fachärzte oder Psychologen, die standardisierte Kriterien, wie im DSM-5 oder ICD-10/11 beschrieben, anwenden. Ein umfassendes Anamnesegespräch, Fragebögen sowie Beobachtungen in verschiedenen Kontexten bilden die Grundlage​.

Die Ursachen von ADHS/ADS sind multifaktoriell:

Genetische Faktoren spielen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von ADHS. Unterschiedliche Genvarianten können die Aktivität von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin beeinflussen, was zu den typischen Symptomen von ADHS führen kann. Studien zeigen, dass die Erblichkeit von ADHS bei etwa 70 bis 80 % liegt, wobei in den allermeisten Fällen zahlreiche Gene beteiligt sind.

Neben der genetischen Prädisposition tragen auch Umweltfaktoren zur Entstehung von ADHS bei. Dazu zählen z. B. pränatale Einflüsse wie Nikotin- oder Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Aber auch nachgeburtliche Einflüsse wie frühkindlicher Stress, Traumata, chirurgische Eingriffe oder psychische Probleme der Eltern können das Risiko erhöhen.

Zuletzt können epigenetische Faktoren die Entwicklung von ADHS begünstigen. Die Epigenetik erklärt den Einfluss von Umweltfaktoren auf den Aktivitätszustand von Genen (Genexpression). So können Umwelteinflüsse wie Traumata oder Giftstoffe die Genaktivität modifizieren, ohne die DNA-Sequenz zu verändern. Diese Veränderungen der Genexpresson können die Entwicklung von ADHS begünstigen und unter Umständen auch an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.

Bei der Therapie von ADHS bei Erwachsenen wird ein multimodaler Ansatz empfohlen.

  1. Medikamentöse Behandlung (Pharmakotherapie): Psychostimulanzien wie Methylphenidat oder Amphetamine sind oft die erste Wahl. Sie beeinflussen die Aktivität bzw. Wiederaufnahme von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn.
  2. Psychotherapie: Hier wird meist eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen, die Betroffene dabei unterstützt, Strategien der Selbstregulation zu entwickeln und eingefahrene Denk- / Verhaltensmuster zu ändern. Mitunter kann eine Psychotherapie erst nach medikamentöser Behandlung der ADHS-Symptome erfolgen, da Medikamente die exekutiven Funktionen verbessern können.
  3. Psychoedukation: Das Erlangen von Fachwissen über die eigene Krankheit ist ein zentraler Bestandteil der Behandlung von ADHS, da sie Betroffenen und Angehörigen hilft, Verständnis für die Symptome und deren Auswirkungen zu entwickeln. Psychoedukation vermittelt Strategien zum Umgang mit den Herausforderungen im Alltag, fördert die Akzeptanz der Diagnose und stärkt die Selbstwirksamkeit.

Unbehandelt kann ADHS langfristig zu Problemen wie geringem Bildungserfolg, Arbeitslosigkeit, psychischen Begleiterkrankungen (Komorbiditäten wie Depression oder Angststörung) und sogar zu verkürzter Lebenserwartung führen.

Synonyme:
ADHS, ADS
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